Bauzeitenplan erstellen mit kostenloser Vorlage zum Download

Ein professioneller Bauzeitenplan hilft ArchitektInnen dabei, den Bauablauf strukturiert und fristgerecht umzusetzen: vom ersten Spatenstich bis zur Endabnahme. Dieser Artikel erklärt, warum ein Bauzeitenplan so wichtig ist, wie er nach VOB funktioniert und in wenigen Schritten – mit der richtigen Vorlage – erstellt werden kann.
Was ist ein Bauzeitenplan?
Ein Bauzeitenplan (auch Bauablaufplan oder Baukalender genannt) ist eine grafische Darstellung aller Bauleistungen in einem zeitlichen Ablauf. Er zeigt:
- welche Leistungen wann und durch welches Gewerk ausgeführt werden,
- in welcher Reihenfolge und an welchem Ort sie erfolgen sollen,
- und wie lange jede Phase dauert.
Üblicherweise wird der Plan als Balken- oder Gantt-Diagramm dargestellt und ist für alle Projektbeteiligten – von der Bauherrschaft bis zum Subunternehmer – ein zentrales Steuerungsinstrument. Das vereinfacht die Objektüberwachung.
Warum ist ein Bauzeitenplan wichtig?
Auf der Baustelle zählt jede Stunde. Niemand hat Zeit, im Leistungsverzeichnis nach Fristen oder Zuständigkeiten zu suchen. Der Bauzeitenplan schafft hier Abhilfe:
- Transparenz: Jedes Gewerk sieht auf einen Blick, wann seine Leistung gefordert ist.
- Koordination: Folgegewerke können sich frühzeitig auf Änderungen einstellen.
- Überwachung: Der Soll-Ist-Vergleich ermöglicht eine laufende Baufortschrittskontrolle.
- Weniger Verzögerungen: Frühzeitiges Erkennen von Konflikten spart Kosten und Zeit.
Welche Arten von Bauzeitenplänen gibt es?
Ein umfassender Bauzeitenplan besteht meist aus mehreren Ebenen:
- Master-Zeitplan: stark vereinfachte Darstellung der Bauleistungen zur schnellen Übersicht für alle Projektbeteiligten
- Meilenstein-Zeitplan: alle wichtigen Meilensteine und Materiallieferungen aufgeführt, ohne jedoch auf einzelne Leistungen der Gewerke einzugehen
- Projekt-Zeitplan: alle relevanten Projektaktivitäten und Teilleistungen aller Gewerke zur detaillierten Kontrolle und Koordination bei der Objektüberwachung
Wichtig: Jeder Bauzeitplan richtet sich nach den Anforderungen des jeweiligen Projekts. Es ist deshalb möglich, dass sich Projektphasen überschneiden oder parallel laufen, um die Gesamtbauzeit zu verkürzen.
Vorbereitungsphase:
- Planung und Design
- Beantragung von Genehmigungen und Genehmigungsverfahren
- Vorbereitung des Baugrundstücks
Fundament- und Rohbauarbeiten:
- Aushebung der Baugrube
- Errichtung des Fundaments und der Bodenplatte
- Errichtung von Wänden und Decken des Rohbaus
- Dacheindeckung
Ausbauarbeiten:
- Installation von elektrischen und sanitären Anlagen
- Isolierung und Dämmung des Gebäudes
- Einbau von Fenstern und Türen
- Innen- und Außenputz
Fertigstellungsphase:
- Bodenbeläge und Wandverkleidungen
- Installation von Heizung und Klimaanlage
- Einbau von Küche und Badezimmer
- Malerarbeiten und Dekoration
- Außenanlagen wie Terrasse, Garten, Zufahrt und Zaun
Wie sieht ein Bauzeitenplan aus?
Die umfangreichen Informationen, die ein Bauablaufplan enthält, müssen möglichst übersichtlich dargestellt werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Balken-Diagramm
- Gantt-Diagramm
- Netzplan
- Weg-Zeit-Diagramm
Jede der Darstellungsformen hat Vor- und Nachteile – und nicht jedes Diagramm ist optimal für jedes Bauprojekt geeignet. Daher werden hier nur die Eigenschaften der verschiedenen Bauablauf-Diagramme erklärt, um jeweils die richtige Wahl treffen zu können.
Bauzeitenplan als Balkendiagramm

Die einfachste und gleichzeitig älteste Form eines Bauzeitenplans für Projekte ist das Balkendiagramm. Es setzt seitens des Erstellers kaum Grundkenntnisse voraus und kann relativ schnell mit gängigen Textprogrammen oder Tabellenkalkulationen erstellt werden.
Im Balkendiagramm werden Beginn, Dauer und Endzeitpunkt aller Gewerke einfach als Balken nach Kalenderwochen dargestellt. Allerdings sind der Informationsgehalt und die Koordination extrem eingeschränkt, weshalb sie in der Praxis eher bei kleinen Bauvorhaben eingesetzt werden.
Bauzeitenplan als Gantt-Diagramm

Das Gantt-Diagramm wurde um 1900 vom amerikanischen Ingenieur Henry Gantt entwickelt. Es ist aufgeteilt in eine vertikale Achse mit allen Bauleistungen und einer horizontalen Achse mit Zeitintervallen.
Durch die Struktur lassen sich unkompliziert Informationen, wie z.B. Abhängigkeiten, Meilensteine, Ressourcen und aktueller Baufortschritt integrieren. Ein weiterer Vorteil liegt in der Skalierbarkeit, so dass es bei Bauprojekten der Größe eingesetzt werden kann. Das Diagramm lässt sich auch ohne Problem für Bauzeitenplan in Excel nutzen.
Bauzeitenplan als Netzplan

Im Netzplan werden alle Abhängigkeiten der einzelnen Leistungen zueinander dargestellt. Somit ist der Netzplan – im Vergleich zum Balkendiagramm und Gantt-Diagramm – auf einer logischen statt chronologischen Struktur aufgebaut.
Entsprechend komplex ist seine Erstellung: Der Netzplan erfordert Fachwissen, weshalb er nur bei sehr großen Bauprojekten eingesetzt wird.
Bauzeitenplan als Weg-Zeit-Diagramm

Im Weg-Zeit-Diagramm wird – wie der Name verrät – horizontal der Weg und vertikal die Zeit abgebildet. Die Bauleistungen lassen sich in Abhängigkeit von Ort, Richtung und Geschwindigkeit ablesen: Je stärker eine als Linie dargestellte Bauleistung geneigt ist, um so zügiger muss sie fertiggestellt werden.
Das Weg-Zeit-Diagramm wird nur im Tiefbau oder Infrastruktur-Projekten eingesetzt. Im Hochbau wiederum hat sich für fast alle Projekte das Gantt-Diagramm bestens bewährt.
Rechtliche Grundlagen: Ist ein Bauzeitenplan Pflicht?
In Bauverträgen kann der Bauzeitenplan verbindlich festgelegt werden. Für die Erstellung sind die ArchitektInnen zuständig. Deshalb ist er auch Teil der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, kurz HOAI.
Davon abgesehen bietet ein Bauzeitenplan allen Projektbeteiligten nur Vorteile. Insofern sollten PlanerInnen generell einen Bauzeitenplan erstellen.
Wann gelten die Fristen im Bauzeitenplan nach VOB/B als verbindlich?
Die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) regelt die Fristen, die im Bauzeitenplan festgelegt werden müssen. So müssen Kontrollfristen und Vertragsfristen im Bauzeitenplan enthalten sein.
- Kontrollfristen dienen dazu, dass der Auftraggeber über den Fortschritt des Projekts informiert wird und bei Bedarf eingreifen kann.
- Vertragsfristen regeln die Fristen, bis zu denen bestimmte Arbeiten abgeschlossen werden müssen.
Nach VOB/B §5 sind nur die Vertragsfristen rechtlich bindend.
- Tag des Baubeginns
- Fertigstellungstermin
Alle weiteren Zwischenfristen im Bauzeitenplan gelten als Kontrollfristen. Sie dienen der internen Projektsteuerung, sind aber nicht rechtlich durchsetzbar; zumal zu viele Faktoren den Bauablauf beeinflussen, als dass PlanerInnen lange vor Projektstart eine verbindliche Aussage treffen können.
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Bauzeitenplan erstellen: Schritt für Schritt
Um einen vollständigen Bauzeitenplan zu erstellen, ist eine gründliche Vorplanung unumgänglich. Ähnlich wie bei der Entwurfsplanung arbeiten sich ArchitektInnen allmählich von der Grob- bis zur Feinplanung vor.
1. Aufgliederung der Projektstruktur
Grundsätzlich beginnt die Erstellung eines Bauablaufplans immer mit der Aufgliederung der Projektstruktur. Der Projektstrukturplan (PSP) zeigt alle Aufgabenblöcke von Baubeginn bis Fertigstellung mit einer realistischen Zeiteinschätzung. Die Aufgabenblöcke beinhalten zunächst nur ein komplettes Baulot, wie z. B. "Rohbau" oder "Innenausbau”.
2. Einteilung in überschaubare Teilbereiche
Anschließend erfolgt die Einteilung in überschaubare Teilbereiche. In diesem Beispiel könnte das also "Vorbereitung der Baugrube – Montage der Bewehrung – Gießen der Sohlplatte" sein. Diese Teilbereiche enthalten bereits eine realistische Kalkulation der einzelnen Schritte, welche auch Wartezeiten wie z. B. die Aushärtung des Ortbetons mit einbezieht.
3. Definition der einzelnen Leistungen und Gewerke
Als nächstes müssen die Abhängigkeiten der einzelnen Leistungen und Gewerke definiert werden. So gibt es Bauleistungen, die parallel erledigt werden können, wie z. B. das Verlegen von Fliesen in Bädern und die Isolierung der Außenwände, während die Erstellung der Außenwände aus dem oben genannten Beispiel vom Austrocknen der Sohlplatte abhängt.
4. Erstellung des Bauzeitenplans
Aus diesen Planungsstufen können PlanerInnen nun den endgültigen Bauzeitenplan erstellen. Dieser ist die Grundlage der endgültigen Terminplanung des gesamten Projekts.
Dabei ist zu beachten, dass der Bauzeitenplan im Zuge der Objektüberwachung permanent aktuell gehalten und an den tatsächlichen Baufortschritt angepasst werden muss, damit alle Gewerke so früh wie möglich von eventuellen Verzögerungen erfahren.
Wer erstellt einen Bauzeitenplan?
Der Bauzeitenplan ist fester Bestandteil der HOAI Leistungsphase 2. Daher müssen ArchitektInnen bzw. BauleiterInnen – wenn sie der HOAI folgen – den Bauzeitenplan erstellen.
Weil die HOAI nicht mehr bindend ist, gibt es keine rechtliche Vorgabe, einen Bauzeitenplan zu erstellen. Dennoch ist es üblich, dass AuftraggeberInnen und -nehmerInnen die Erstellung eines Bauablaufplans schriftlich im Bauvertrag vereinbaren.
Mit anderen Worten: Ist der Bauzeitenplan im Bauvertrag verbindlich vereinbart worden, ist er für beide Seiten bindend. Im Allgemeinen werden gemäß VOB Teil B § 5 Abs.1 nicht nur die verbindlichen Fristen, sondern auch die Konsequenzen bei Nichteinhaltung festgehalten.
Was gehört in einen Bauzeitenplan?
Ein vollständiger Bauzeitenplan sollte folgende Punkte enthalten:
- Welche Bauleistungen werden wann erbracht?
- Wo (Raum/Bauabschnitt) finden die Arbeiten statt?
- Welche Gewerke hängen voneinander ab?
- Welche Meilensteine sind zu beachten?
- Welche Ressourcen (Materialien, Personal, Genehmigungen) werden benötigt?
- Wie lange dauert jede Aufgabe?
Fazit: Warum ein Bauzeitenplan unverzichtbar ist
Aufgrund umfangreicher Gesetzesvorgaben und europäischer Baunormen sind Bauprojekte heutzutage wesentlich komplexer als noch vor wenigen Jahren. Aufgrund der extrem gestiegenen Baupreise haben außerdem die Zeitplanung und das Kostenmanagement ungemein an Bedeutung gewonnen.
Bei Überschreitung der Fertigstellungsfristen oder des vertraglich festgesetzten Kostenrahmens drohen PlanerInnen und Baufirmen inzwischen empfindliche Vertragsstrafen. Daher ist es umso wichtiger, vom ersten Tag an möglichst gut strukturiert zu arbeiten.
Während ein Bauzeitenplan für Struktur und Terminsicherheit sorgt, unterstützt eine Software wie Compa zusätzlich beim Baukostenmanagement: von der Kostenschätzung bis zum Projekt-Controlling. Und auch Leistungsverzeichnisse lassen sich mit dem Bauzeitenplan verknüpfen, was erheblich viel Zeit spart im Entwurfs- und Ausführungsprozess.